Home
Aktuelles
Termine
Atomwaffenfrei
Büchel
Vorstellung
Infos für Z.U.-Aktive
Chronik (PDF)
Uranwaffen
Presse
Internationales
Hintergrund
Gewaltfreie Aktion
Recht
Rede vor Gericht
Knast und Freikauf
Appell Juni 2020
Links
Impressum
Kontakt
Datenschutz
Archiv

Büchel

Der Luftwaffenstützpunkt (Bundeswehr-Fliegerhorst) bei Büchel ist seit 2004 vermutlich der einzige Militärstandort auf deutschem Boden, in dem Atomwaffen stationiert sind. Diese befinden sich im Besitz der USA.

Büchel ist Aktionsschwerpunkt für die Gewaltfreie Aktion Atomwaffen Abschaffen seit ihrer Gründung 1996.

Bis 2004 sind auch in der US-Airbase Ramstein bei Kaiserslautern Atomwaffen gelagert worden, wurden dann aber dort abgezogen. Grundlage für diese Informationen ist eine Studie der „Federation of American Science“ (FAS) von Hans M. Kristensen. Er beruft sich auf Berichte der US-Luftwaffe über Kontrollen an Standorten für nukleare Technik in Europa. Im Bericht vom 29.3.2005 ist neben Büchel auch Ramstein noch erwähnt, im Bericht vom 29.1.2007 nur noch Büchel.

Der kleine Ort Büchel liegt in der Südeifel zwischen Koblenz und Trier, 13 km nördlich der als Tourist_innen-Hochburg bekannten Stadt Cochem an der Mosel. Durch den Ort und direkt am Fliegerhorst vorbei führt die Bundesstraße 259. Diese führt weiter nördlich durch Ulmen, wo es eine Anschlussstelle der Autobahn Koblenz-Trier gibt. Der nächstgelegene Bahnhof befindet sich in Cochem. Von dort gibt es eine Busverbindung (Linie 500) nach Büchel und zum Fliegerhorst.

In einem Artikel im "Trierischen Volksfreund vom 24.10.2022 mit der Überschrift "Fliegerhorst Büchel: Wo die Atomwaffen in Deutschland lagern" heißt es: "In den Jahren 1954 und 1955 erbauten französische Besatzer in Büchel einen Militärflugplatz, ohne diesen jedoch aktiv zu nutzen. Als am 5. Mai 1955 die Bundesrepublik Deutschland ihre Souveränität erhielt und vier Tage später in die NATO eintrat, übergaben die französischen Streitkräfte den Flugplatz an das Bundesvermögensamt. Seit dem 13. August 1955 befindet sich der Fliegerhorst Büchel unter Verwaltung der Bundeswehr. Nur wenig später wurden die ersten 250 Soldaten vor Ort stationiert, auch die Infrastruktur des Geländes wurde ab 1957 intensiv ausgebaut. Ab Dezember 1958 wurde das Jagdbombengeschwader 33 offiziell der NATO unterstellt und entsprechend nochmals erweitert. In diesem Rahmen wurden 1962 zunächst Kampfflugzeuge des Typs Starfighter in Büchel verwendet, eine Umstellung auf Jets des Typs Tornado fand 1985 statt."

Auf dem Fliegerhorst bei Büchel und in der Fliegerkaserne in Cochem-Brauheck ist das Taktische Luftwaffengeschwader 33 der Bundeswehr stationiert. Bis zum 30.9.2013 hieß es Jagdbombergeschwader 33. Dieses ging aus der Waffenschule 30 im bayrischen Fürstenfeldbruck hervor, dem ersten fliegenden Verband der Bundesluftwaffe. Es wurde 1957 nach Büchel verlegt und trug seit 1958 die Bezeichnung JaboG 33. Die Tornados sind sowohl für den konventionellen als auch für den nuklearen Einsatz ausgestattet.

Im Frühjahr 1986 fand im US-Kongress eine Anhörung zu militärischen Baumaßnahmen statt. Dem Protokoll war zu entnehmen, dass die US-Luftwaffe neuartige Lagersysteme für Atombomben, so genannte „Grüfte“, baute, unter anderem auch in deutschen Fliegerhorsten. In Büchel wurden demnach 11 Grüfte eingerichtet. Das Grüfte-System ermöglicht die Lagerung der Bomben in den Flugzeugschutzbauten unmittelbar unter den Maschinen. Vorher wurden die Bomben in einem Atomwaffenlager außerhalb des Fliegerhorsts im Alfer Wald gelagert. Lange Zeit wurde vermutet, dass 10 Atombomben und eine Übungsbombe in Büchel gelagert würden. Inzwischen war jedoch zu erfahren, dass pro Gruft bis zu vier Bomben gelagert werden können. Dass sich 40 Atombomben in Büchel befinden, gilt indes als unwahrscheinlich, vermutlich sind es 15 bis 20. (Eine „WikiLeaks“-Enthüllung im Jahre 2010 besagte, das Bundeskanzlerinnenamt habe dem US-Botschafter in Berlin erklärt, ein Abzug „der 20“ Atomwaffen in Deutschland mache keinen Sinn. In einem Artikel von Oliver Meier in "ZEIT-online" vom 13.3.2021 steht, es gebe nicht mehr 150, sondern noch rund 100 US-Atombomben in Europa. Die Reduzierung sei heimlich abgelaufen. Möglicherweise hat sie also auch in Büchel stattgefunden.)

In Büchel werden Fliegerbomben des Typs B 61 gelagert. Es handelt sich um so genannte taktische Atomwaffen, also nicht um strategische Waffen mit interkontinentaler Reichweite. Eine B 61 kann eine Sprengkraft von unter einer Kilotonne TNT bis zu 175 kt haben. Letzteres entspricht mehr als der 13fachen Zerstörungskraft der Hiroshima-Bombe.

Verantwortlich für Empfang, Lagerung, Wartung, Bewachung, Kontrolle und Einsatzbereitschaft der US-Munition in Büchel ist eine Munitions-Unterstützungs-Staffel (702nd Munition Support Squadron – MUNSS) der US-Air Force. Laut einem Datenblatt („Fact Sheet“) der Air Force hat dieses Schwadron die Aufgabe, die Atomwaffeneinsätze der NATO (im Original: „NATO and its strike mission“) zu unterstützen. Die Einheit ist einem US-Kampfgeschwader auf der Airbase Spangdahlem (östlich von Trier) zugeordnet.

In Büchel wird die so genannte Nukleare Teilhabe praktiziert: Der Nicht-Atomwaffenstaat Deutschland stellt Flugzeuge, Piloten und weitere SoldatInnen zur Verfügung, die dafür üben, amerikanische Atombomben im Ernstfall zu ihren Abwurfzielen zu fliegen. Das bedeutet einen Verstoß gegen den Atomwaffensperrvertrag, in dem sich Deutschland und andere Nicht-Atomwaffenstaaten verpflichtet haben, „Kernwaffen oder sonstige Kernsprengkörper oder die Verfügungsgewalt darüber von niemandem unmittelbar oder mittelbar anzunehmen“ (Artikel 2 über die Nichtverbreitung von Kernwaffen).

Nach Informationen der Rhein-Zeitung (Artikel vom 3.6.2011)

  • waren damals 42 Tornado-Kampfflugzeuge auf dem Fliegerhorst stationiert,
  • fielen auf dem Fliegerhorst jährliche Betriebskosten von 215 Millionen Euro an (nach einer anderen Information waren es 250 Millionen Euro jährlich),
  • hatte der Bund in den 10 Jahren bis 2011 rund 77 Millionen Euro in die Infrastrukur des Standorts investiert,
  • ist das Geschwader in Büchel der einzige Verband der Bundesluftwaffe, der a) für Transport und Abwurf von Atombomben ausgebildet ist und b) mit den Päzisions-Marschflugkörpern Taurus ausgerüstet sowie auf deren Einsatz spezialisiert ist.

Nach Informationen der Rhein-Zeitung (Artikel vom 9.6.2015)

- ist das Bücheler Geschwader laut Aussage seines Kommodore Oberst Korb nach der Bundeswehrreform "der einzig verbliebene Luftangriffsverband innerhalb der Luftwaffe". (...) "Wir müssen hier alles erledigen, was früher vier Tornadoverbände gemacht haben." Luftnahunterstützung, die Bekämpfung weit entfernter Ziele und vieles mehr seien Aufgaben, die das Geschwader erfüllen können müsse.

- gehören 1600 militärische und 300 zivile Dienstposten der Einheit an, wobei etliche Arbeitsplätze, z.B. bei der Standortfeuerwehr und bei der Navigationsunterstützung, nicht mehr - wie früher - dem Geschader selbst zugerechnet werden.

- gibt es folgende Zielvorgaben: 44 Tornado-Kampfjets, 88 Tornadobesatzungen (45 Piloten und 43 Waffensystemoffiziere), 140 Realflugstunden plus 40 Simulatorstunden pro Jahr für jedes Besatzungsmitglied.

- wurden 4.500 Flugstunden in 2014 absolviert, während für 2015 ca. 5.000 geplant sind.

- gab es im Bücheler Geschwader, seit dort im Jahre 1985 Tornados stationiert wurden, mehr als 185.000 Flugstunden.

Laut einer Information von NDR-Info vom 25.1.2014 betragen die Kosten für eine Flugstunde des Tornados rund 45.000 Euro.

Die USA planen, ihre Atombomben des Typs B 61 zu "modernisieren", damit sie bis 2050 einsatzbereit bleiben können. Vermutlich ab 2023/24 sollen die neuen Bomben B 61-12 stationiert werden. Dafür muss es auch Nachfolge-Kampfbomber für die Tornados in Büchel geben.Mitte März 2022 fasste die Bundesregierung einen Grundsatzbeschluss zum Kauf von 35 Tarnkappenbombern F-35 beim US-Rüstungskonzern Lockheed Martin. Am 3. und 10. Juni 2022 stimmten Bundestag und Bundesrat dem zu. Laut einem Artikel im "Trierischen Volksfreund" vom 3.11.2022 mit dem Titel "Eifeler Fliegerhorst im Visier?" hat der Beschaffungsauftrag einen Wert von 8,2 Milliarden Euro inkl. Munition und zusätzlicher Ausrüstung. Es sei nach Aussage des Inspekteurs der Luftwaffe der für Deutschland derzeit größte und wichtigste Beschaffungsauftrag.

Seit Juni 2022 bis voraussichtlich Februar 2026 ist der Flugbetrieb in Büchel wegen Sanierungsarbeiten weitgehend eingestellt. 25 atomwaffenfähige Tornado-Kampfjets sind in den Fliegerhorst Nörvenich (NRW) verlegt worden. Die Atombomben bleiben in Büchel.  Laut einer Nachricht von "tag24.de" im Juni 2022 plant die Bundesluftwaffe, alle 35 F-35 des US-Herstellers Lockheed Martin, die im Rahmen des 100-Miliiarden-Euro-Sonderprogramms der Bundeswehr als Tornado-Nachfolgesystem gekauft werden sollen, nach Abschluss der Baumaßnahmen auf dem Fliegerhorst Büchel zu stationieren. Wenn der Bundestag zustimmt, werden die ersten F-35 wohl 2027 in Büchel starten.Laut einem Artikel in der Rhein-Zeitung vom 13.6.2022 werden nach dem Ende der großen Baumaßnahmen noch kleinere bis mindestens 2028 folgen - der Flugbetrieb soll durch diese jedoch nicht weiter eingeschränkt werden. Insgesamt seien (laut Rhein-Zeitung vom 10.1.2023) Ausgaben von 260 Millionen Euro veranschlagt. Der bereits neu gebaute 11,5 km lange Außenzaun habe pro Zaunkilometer mehr als 1 Million Euro gekostet. Er sei zum Schutz auch gegen AtomwaffengegnerInnen errichtet worden. Auch eine Interims-Landebahn wurde schon gebaut.

Ein Artikel in "flugrevue.de" vom 8.5.2022 besagt, es müssten in der Sanierungszeit "ein paar C-17 pro Jahr die Rollbahn in Büchel im Zusammenhang mit den dort gelagerten US-Atombomben benutzen (62nd Airlift Wing aus Tacoma/Washington, dem US-Geschwader, das als einziges Atombomben und deren Bauteile transportieren darf)." Laut einem Artikel in der Rhein-Zeitung vom 21.7.2022 sind die F-35A Lightning II breiter als die Tornados und passen nicht in bestehende Gebäude, es müssen also auch neue Shelter gebaut werden. Die Warnstufe am Fliegerhorst sei auf "Bravo" erhöht worden, man wolle "flexibler reagieren" können, habe der Kommodore des Geschwaders gesagt. Laut einem Artikel in der Rhein-Zeitung vom 16.1.2023 hat Luftwaffeninspekteur Gerhartz gesagt, die neuen Shelter sollten "auf einem Areal Richtung Laubach entstehen". Dafür müsse man "Wälder wegnehmen".

Mit dem Kauf der F-35-Tarnkappenjets soll sichergestellt werden, dass auch in Zukunft deutsche PilotInnen den Abwurf von US-Atombomben üben können. Nunmehr scheint sicher, dass Deutschland für weitere Jahrzehnte an der Nuklearen Teilhabe festhalten und mit einem Atomwaffeneinsatz drohen wird - oder es wird zum Einsatz kommen.

In der RZ vom 23.2.2023 hieß es, Geschwader-Kommodore Schneider habe gesagt, der Bund wolle "in den nächsten Jahren 1 Milliarde Euro" in den Fliegerhorst investieren, und es seien kürzlich 9,8 Hektar Wald gerodet worden, damit dort ein F-35-Camp errichtet werden kann.

Das TaktLwG 33 hat im Jahr 2019 mit dem Waffensystem Tornado 2822 Flugstunden sowie 1319 Starts und Landungen absolviert. Im Jahr 2020 wurden 3251 Flugstunden sowie 1799 Starts und Landungen durchgeführt.. (Artikel in "flugrevue.de" vom 8.5.2022.)

Bei der geplanten Stationierung der B 61-12-Bomben handelt es sich nicht wirklich um eine "Modernisierung", sondern um qualitativ neue Atomwaffen. Statt frei fallend werden die neuen Bomben laut Otfried Nassauer, bis zu seinem Tod Leiter des Berliner Informationszentrums für Transatlantische Sicherheit, lenkbar und für die Zerstörung einzelner Ziele geeignet sein. Zum Beispiel könnten damit verbunkerte Kommandozentralen getroffen werden. So werden die Bomben von einem Instrument der Abschreckung zu "verwendbaren" Waffen. 

In der Region um Büchel stellt die Bundeswehr als wichtigste Arbeit- und Auftraggeberin einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar. Große Teile der Bevölkerung im Umfeld des Fliegerhorsts sind deshalb bemüht, den Diskussionen um Atomwaffen möglichst aus dem Wege zu gehen – manche geben sogar vor, die Proteste gegen die Atomwaffenpolitik für verwerflicher zu halten als die Drohung mit dem Einsatz der Massenvernichtungswaffen. Andererseits gibt es seit 2001 einen regionalen „Initiativkreis gegen Atomwaffen“, der eng mit der bundesweit organisierten GAAA zusammenarbeitet.

Die Atomteststopp-Kampagne (Vorläuferin der GAAA 1988-1996) entschied sich bei einem Treffen im Februar 1996, Büchel zu ihrem Aktionsschwerpunkt zu machen. Zunächst war dafür der damals größte Atomwaffenstandort in Deutschland bei Ramstein vorgesehen gewesen, aber die Wahl fiel auf Büchel, weil hier auch die Nukleare Teilhabe thematisiert werden kann, während Ramstein ein rein amerikanischer Standort ist. Die erste Aktion der Kampagne in Büchel fand Mitte Juni 1996 statt. Rund 70 Menschen blockierten die Hauptzufahrt zum Fliegerhorst, anschließend gab es eine Demonstration zum Atomwaffenlager im Alfer Wald.

Nachdem die Atomteststopp-Kampagne im Oktober 1996 in die GAAA übergegangen war, wurde der Aktionsschwerpunkt Büchel beibehalten. Zu den weiteren Aktionen in Büchel siehe Menüpunkt Chronik